Entscheidend für den Lernerfolg ist, ob Ihr Kind genau hinsehen und bestimmte Merkmale unterscheiden kann, z. B. ob am Ende eines Wortes ein „d“ oder p“ steht, ob die Zahl „31“ oder 13“ heißt. Es muss Aufgaben genau lesen und Bilder interpretieren können. Diese Fähigkeit entwickelt es vom ersten Lebenstag ganz von alleine. Allerdings leben wir in einer Welt, in der überall etwas Interessantes zu sehen ist, dadurch werden wir – auch Erwachsene – schnell abgelenkt und schauen nicht mehr genau hin. In jedem Fall ist es sinnvoll, gerade in dem Jahr vor der Einschulung Ihr Kind zu ermuntern, genau hinzusehen.
Bilder und Bücher und Bilderbücher
Kennen Sie diese Wimmelbilderbücher, auf deren Seiten es so viel zu sehen gibt? Sie eignen sich wunderbar, um Ihr Kind zu ermuntern genau hinzusehen, weil sie genau darauf angelegt sind. Es gibt oft keinen oder nur wenig Text und die Kinder sollen sich die Situation selbst erschließen. Das genaue Hinsehen können Sie dadurch unterstützen, dass Sie und Ihr Kind abwechselnd ein Detail nennen und der andere es suchen muss. Das geht natürlich auch mit jedem Bilderbuch und mit jedem Bild, auf dem viele Kleinigkeiten zu sehen sind.
Genau hinsehen beim Schaufensterbummel
Ja, selbst beim Schaufensterbummel können Sie die Fähigkeit, genau hinzusehen, ganz nebenbei trainieren und verschaffen sich damit sogar ein wenig Entspannung 🙂
Legen Sie vorher fest, was Ihr Kind in den Schaufenstern suchen soll – eine Zahl, einen Buchstaben, einen Gegenstand, z. B. Schuhe, Teddybären. Wie es dann weitergeht, hängt von Ihnen ab:
- Ihr Kind malt auf ein Blatt für jedes gefundene Teil einen Punkt
- Oder es malt den gefundenen Gegenstand
- es erhält ein Bonbon o. ä. als Belohnung
- es darf den Gegenstand mit dem Ihrem Smartphone fotografieren, das ist natürlich besonders verlockend 🙂
Der Auftrag beim Einkauf im Supermarkt
Ich weiß, in vielen Familien ist es üblich, dass die Eltern ohne Kinder einkaufen. Das hat sicher Vorteile, weil es Stress erspart und die Nerven schont. Aber vielleicht können Sie sich doch auch mal die Zeit für einen gemeinsamen Einkauf nehmen. Denn der Supermarkt kann wunderbar als riesiges Wimmelbild oder Memory genutzt werden.
Sammeln Sie die Prospekte der Supermärkte, die der Zeitung beiliegen und schneiden Sie mit Ihrem Kind die Dinge aus, die in Ihrem Haushalt verwendet werden. Vielleicht laminieren Sie die kleinen Bilder anschließend sogar. Beim gemeinsamen Einkauf suchen Sie dann die Bilder der Dinge, die gekauft werden müssen. Die bekommt Ihr Kind und darf im Regal das Passende suchen. Damit haben Sie gleich mehrere Dinge mit einer Klappe geschlagen – Ihr Kind übt, genau hinzusehen, und es erhält den Eindruck, dass es einen Beitrag zum Familienleben leistet. Die Erfahrung stärkt sein Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein. Ich weiß, damit werden Kinder indirekt an Marken gewöhnt, aber: 1. gibt es in vielen Prospekten auch Abbildungen von NoName-Produkten und 2. machen wir uns nichts vor, im Elternhaus stehen diese Markenprodukte, da erlebt das Kind sie ohnehin. Also kann man auch die einfache Gelegenheit, Förderung und gemeinsames Erleben des Alltags verbinden.
Ein Besuch im Museum
Damit Ihr Kind nicht nur Markenprodukte :-), sondern auch Kultur kennenlernt – wie wäre es mit einem Museumsbesuch.
Ich gehe gerne in Ausstellungen und mein schönstes Erlebnis hatte ich in Stuttgart in der Staatsgalerie. Dort lag ein Vater mit seiner fünf- oder sechsjährigen Tochter auf dem Bauch vor einem Bild. Die beiden riefen sich abwechselnd zu, was sie wieder entdeckt hatten. Und wie ich es oben für die Wimmelbilder beschrieben habe, so musste auch hier der andere die Stelle suchen. Sie müssen sich ja nicht auf den Boden legen, aber Museen sind aus Kindersicht lebensgroße Bilderbücher und diese Chance können Sie nutzen und selbst vielleicht sogar die Bilder ganz neu entdecken.Viel Spaß beim gemeinsamen Entdecken der Welt!
Grundsätzliches zum Thema Einschulung können Sie hier weiterlesen …
Weitere Informationen zum Thema Schulfähigkeit finden Sie hier …
Unser Blog jetzt-schulkind wird geschrieben von Frau Dr. Birgit Ebbert. Alle Beiträge © Dr. Birgit Ebbert.