5 Abbiegungen zur inneren Mitte und Gelassenheit

Irgendwie ist es schwierig, in seiner inneren Mitte zu bleiben. Für viele Menschen ist es ein Lebensthema und selbst mit zunehmendem Alter finden sie nicht immer den Weg zur notwendigen Gelassenheit. Zu viele Situationen, in denen man sich selbst im Wege steht. Denn unsere innere Mitte hat weniger mit den äußeren Umständen zu tun als mit uns selbst, mit der Art und Weise unseres Denkens. 

Oft scheinen die Wege zur inneren Mitte unerreichbar, dabei sind es unsere eigenen Gedanken, die uns die Wege dahin versperren.

Ohne Gelassenheit finden wir niemals den Weg zu unserer inneren Mitte

Diese Woche feiern wir Allerseelen und die katholischen Christen gedenken der Seelen der Toten. Dabei kommt mir sofort der Satz „Möge er oder sie in Frieden ruhen.“ in den Sinn. Am Lebensende findet die Seele endlich Ruhe. So naiv stelle ich mir das immer vor. Und bis dahin mühen wir uns ab, um im geschäftigen Treiben des alltäglichen Lebens unser Seelenwohl zu finden. Immer wieder die Suche nach mehr Gelassenheit, nach Zulassen, Loslassen, Akzeptanz und Nachsicht. Ein Leben lang auf dem Weg zur inneren Mitte. Gibt es dort nicht ein paar Abkürzungen? Denn trotz meines nun längst auch nicht mehr taufrischen Alters mangelt es mir immer wieder an Gelassenheit. Immerhin gelingt es mir meist im Nachhinein, die Dinge gelassener zu sehen, doch die Energie ist dann verpufft und die Nerven sind aufgerieben.

Hier habe ich einmal ein paar Aspekte zusammengetragen, die erheblich dazu beitragen, wie du und ich unseren Alltag erleben. Denn die Art und Weise, wie wir den Alltag wahrnehmen, stärkt oder schwächt unsere innere Mitte und damit die Fähigkeit, in Gelassenheit zu agieren.

1. Gelassenheit verträgt kein „muss“

Das Wort „muss“ ist sozusagen mein Kraftstoff, der mich Rotieren lässt. Ich muss dies und ich muss das und entsprechend müssen auch die anderen dieses und jenes. Beispielsweise lief es bei meiner Tochter nicht rund. Sie hat ein Auslandspraktikum abgebrochen und jetzt bin ich diejenige, die hinter ihr steht und ihr permanent zuflüstert: Du musst schnell was Neues finden, du musst nebenbei schon einmal jobben und du musst von morgens bis abends im Internet nach Stellenanzeigen suchen. Schon beim Schreiben spüre ich, wie anstrengend und getrieben all das ist. Warum frage ich sie nicht, was sie eigentlich möchte, statt ihr ewig zu sagen, was sie muss.

Ein „Muss“ führt nicht zur Gelassenheit. Ein „Möchte“ dagegen erlaubt dir, innezuhalten und zu spüren. Die Dinge erste einmal wahrzunehmen, wie sie sind. Gewöhne dir daher an, dein tägliches „Muss“ in ein „Möchte“ zu verwandeln. Formuliere deine Sätze entsprechend um und spüre in sie hinein. Nicht nur, dass vieles damit entfällt. Du stärkst damit die Verbindung zu dir selbst, zu deinem Gefühl für dich. Du wirst weicher und nachsichtiger und erkennst, was wichtig ist. Außerdem hält ein „Muss“ dich klein. Ein „Möchte“ hebt dich, denn es erkennt deine Wertigkeit an.

„Was wir sagen, wirkt sogar auf unseren Körper. Wählen wir Worte, die uns schwächen, unsere Verantwortung leugnen, uns klein machen und unsere mangelnde Einflussnahme auf das Leben betonen, sinken wir unbewusst im Körper zusammen – und das wiederum hat negative Rückwirkungen auf die Psyche.“

dfme-achtsamkeit.de

2. Unsere innere Mitte liebt Großzügigkeit

Wie großzügig gehst du mit dir selbst um? Erlaubst du dir beispielsweise ein Stück Schokolade zum Frühstück, ein Nickerchen zwischendurch oder die Absage einer Verabredung? Achte darauf, wie häufig du gedanklich von „Ich darf nicht …“ geleitet wirst. Formuliere auch hier um: „Ich erlaube mir…“ Warum denn nicht einmal ein Stück Schokolade zum Morgenkaffee knabbern? Ein Nickerchen ist sogar gesund. Und man darf Verabredungen auch absagen, wenn man keine Lust dazu hat. Ehrlich sagen, was los ist, Freundschaften halten das aus. In Bezug auf meine Tochter könnte das wie folgt lauten: ich erlaube ihr jetzt, erst einmal zu schauen, was sie eigentlich wirklich will, bevor ich sie wieder zu irgendetwas dränge, was gar nicht passt. Und mir erlaube ich, die Dinge loszulassen und ihr zu vertrauen.

3. Es gibt nichts zu rechtfertigen

Und was sagen die anderen dazu, wenn meine Tochter ein Praktikum abbricht und jetzt noch nichts Neues in Aussicht hat?  Muss ich mich irgendwie für die Situation rechtfertigen? Ganz bestimmt nicht, denn es ist, wie es ist, und bedarf keiner Rechtfertigung.

Je freier du dich von deinem inneren „Muss“ machst, je mehr du dir ein „Ich erlaube mir“ gönnst, desto gelassener wirst du die Dinge um dich herum annehmen und dabei feststellen, dass es auch so geht, ohne all den Druck und all die Verbote, die vielen „Regeln“ und angeblichen Normen. Denn sobald du damit beginnt, dich gedanklich zu rechtfertigen, bist du nicht mehr bei dir selbst und entfernst dich von deiner inneren Mitte.

Du bist du und dafür brauchst du keine Rechtfertigung.

4. Wer gelassen bleibt, bewertet nicht

„Ein achtsamer Mensch achtet auf den Moment, ohne ihn zu bewerten. Wir neigen dazu, alles permanent zu bewerten. Erst durch unsere Bewertungen entsteht Energie – oft negative, die in uns dann Stress erzeugt. Achtsam sein bedeutet, diese Bewertung sein zu lassen und seine Aufmerksamkeit auf das Hier und Jetzt zu richten.“

der-wertschaetzungs-coach.de

Wie war das noch einmal? Es gibt kein schlechtes und kein gutes Wetter, das Wetter ist einfach. Versuche den Moment anzunehmen, wie er ist. Unsere Bewertung, meistens ja zusätzlich mit vielen Mutmaßungen verbunden, ändert an der Situation rein gar nichts. Deine inneren Rechtfertigungen sind immer mit Bewertungen verbunden. Ich beispielsweise bewerte den Praktikumsabbruch meiner Tochter als etwas Negatives und daher kommen auch all die inneren Rechtfertigungen. Eigentlich sollte bei jeglichem Gedanken der Rechtfertigung oder auch der Bewertung ein rotes Alarmlämpchen bei uns aufleuchten, das uns dazu anhält, diesen Gedanken zu hinterfragen. Denn in dem Moment, wo wir etwas bewerten, ruhen wir nicht mehr in Gelassenheit. Gelassenheit nimmt die Dinge, wie sie sind.

(Was übrigens in Situationen, in denen du bewertest, hilft: Stellt dir vor, wie du in ein paar Jahren lächelnd auf diese Situation zurückblickst.)

5. Vergiss deinen Körper nicht

„Unseren Körper feinfühlig wahrzunehmen, gibt Selbstbewusstsein und ermächtigt uns, Gewohnheiten des Alltags hinter uns zu lassen. … Die Erfahrung des Atems, der einzelnen Körperteile und Organe, des eigenen Stehvermögens, der Aufrichtung und körperlichen Mitte, des Gleichgewichts, des “Geerdetseins” und des Spannungszustands schenkt uns die Möglichkeit, unsere Erlebnis- und Empfindungsfähigkeit zu vertiefen und unsere Lebensqualität zu erhöhen.“

Ist dir aufgefallen, dass wir in Situationen, in denen wir aus unserer inneren Mitte geworfen wurden, keine bewusste Verbindung zu unserem Körper haben? Vielleicht spüren wir eine Mattigkeit oder eine Schwere, weil unsere Gedanken auch unseren Körper belasten. Oder wir sind innerlich angespannt und zittrig, weil wir gedanklich keine Lösung finden. Doch sobald du dich aufrichtet und bewusst in deinen Körper atmest, dich achtsam mit ihm verbindest, spürt du auch eine Art gedankliche Entzerrung. Daher gewöhne dir an, so oft es geht, achtsam in deinen Körper zu spüren. Er ist eine Art sichere Bank, die dich erdet und dich bewusst deinen Mittelpunkt spüren lässt. Die bewusste Wahrnehmung des Körpers führt dich ins „Jetzt“ zurück und lässt dich deine Kraft spüren. Atme dabei gedanklich „Gelassenheit“ ein und spüre nach, wie sich dein Blick auf die Dinge ändert.

  • Ich tanke während des Tages immer wieder Gelassenheit, indem ich mich aufrecht hinstelle, in meinen Körper spüre und mit jedem Atemzug Gelassenheit einatme.
  • Sobald ich mich gedanklich bei einem „Ich muss“ erwische, formuliere ich um: „Ich möchte“.
  • Ebenso achte ich auf gedankliche Formulierungen, die mit „Ich darf nicht…“ beginnen. „Ich erlaube mir…“ schenkt mir Freiheit und ist Ausdruck meiner eigenen Wertschätzung.
Über Achtsamkeit im allgemeinen, was das ist und wie es dir hilft, kannst du hier weiterlesen Worum es speziell beim Thema "Gelassenheit" geht, findest du hier ...

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