5 Tipps für schmerzfreie Abgrenzung

Autsch! Sich erfolgreich abzugrenzen kann wehtun. Wehtun insofern, dass wir anschließend mit uns hadern, weil der andere uns leidtut oder weil wir uns selbst Egoismus vorwerfen. Jedoch das viele Grübeln im Nachhinein ist immer schlecht. Dabei schneiden wir selten gut ab. Jedoch gibt es ein paar einfache Regeln, die dir helfen, dich abzugrenzen, ohne dich selbst beziehungsweise andere zu verletzen.

Menschen, die keine Grenzen setzen, werden weniger geachtet als Menschen, die klar, deutlich und rücksichtsvoll ihre Bedürfnisse kommunizieren.

Rücksichtsvolle Abgrenzung stärkt das Selbstwertgefühl

Sonntag war es mal wieder so weit. Ich hätte es wissen müssen: Erst versprühte meine schlechte Laune Funken, danach flossen die Tränen. Fazit: Alles zu viel, meine Abgrenzung hatte in den letzten Wochen kläglich versagt. Mein lieber Ehemann fing mich auf, tröstete mich und versuchte mich aufzubauen. Doch was blieb war ein Gefühl des Versagens. Ich war ein Däumling meiner selbst, mein Selbstwertgefühl hatte sich auf Stecknadelkopfgröße minimiert. Damit das nicht wieder passiert, trichtere ich es mir und dir jetzt schriftlich ein: Abgrenzung ist wichtig, damit wir mit uns selbst im Reinen bleiben, unseren Selbstwert erhalten und unsere innere Balance nicht ins Schwanken gerät. Hier ein paar Tipps, wie du dich erfolgreich abgrenzen kannst:

1. Räume dir Bedenkzeit ein

Jemand fragt, ob du Zeit hast, schnell mal einzuspringen. Stopp. Bitte keine Pistolenantwort. Atme einen Moment bewusst tief ein und aus und spüre dabei in dich hinein: Willst du das wirklich? Wie fühlt sich ein „Ja“ an? Was bedeutet die Konsequenz eines „Ja“ für dich? Zu viele Fragen für ein paar Atemzüge? Kein Problem. Rede ein wenig über das genannte Thema herum. Zum Beispiel geht es bei der Frage um die Mithilfe bei einem Weihnachtsbasar und du erzählst zunächst ein wenig über den Weihnachtsbasar des letzten Jahres. So gewinnst du Bedenkzeit und kannst checken, was du wirklich willst.

Indem du dir einen Moment Bedenkzeit einräumst, kannst du achtsam spüren, ob ein spontanes „Ja“ gefühlt eigentlich ein „Nein“ sein müsste.

2. Keinen Honig um den Bart schmieren lassen

„Du machst das immer so toll… Ich kann das nicht so gut wie Du…“ Kennst du solche schmeichelhaften Sätze, wenn jemand etwas von dir will? Hier ist Vorsicht geboten, denn auch wenn derjenige es ernst meint, nur zu gerne lassen wir uns schmeicheln und schon spüren wir nicht mehr achtsam, was wir eigentlich wollen. Natürlich tut es gut, gelobt zu werden. Doch du bist und bleibst auch dann liebenswert und voller Fähigkeiten, wenn du „Nein“ sagst. Dein „Nein“ schmälert weder deine Kompetenzen noch deine Beliebtheit. Der andere achtet und wertschätzt dich wegen eines „Nein“ garantiert nicht weniger.

Da wir von allen geliebt und wertgeschätzt werden wollen, fällt uns Abgrenzung so schwer. Doch allen voran musst du dich selbst lieben und wertschätzen. Und dafür ist Abgrenzung wichtig. Abgrenzung von den Bedürfnissen der anderen und ein sich Öffnen für die eigenen Bedürfnisse.

Ohne Abgrenzung schadest du deiner Eigenliebe und deiner Wertschätzung für dich selbst.

3. Entschuldige dich nicht für deine Bedürfnisse

Besonders empathische Menschen neigen dazu, stets „Ja“ zum Leben zu sagen. Dabei vergessen sie jedoch allzu oft, dass zum Leben eben auch ein „Nein“ gehört.

Wie oft ist unser „Nein“ in zig Entschuldigen gebettet. Wir versuchen damit, um die Sympathie des anderen zu buhlen, aus Angst, dass wir durch unser „Nein“ verletzten beziehungsweise nicht mehr geliebt werden. Dazu treibt uns die Angst, zu enttäuschen und in der Gunst des anderen zu sinken. Ganz anders dagegen, wenn du statt Entschuldigungen dein ehrliches Mitgefühl zeigst.

Statt „Es tut mir so leid…“ sagst du dann stattdessen: „Ich verstehe, aber…“ Mit einer Entschuldigung manövrierst du dich immer in die Verteidigungsposition. Du machst dich kleiner. Es gibt aber nichts zu verteidigen. Du hast nichts gemacht, wofür du dich entschuldigen müsstest. Du hast lediglich gut für deine eigenen Bedürfnisse, für dein eigenes Wohl gesorgt. Und dafür musst du dich ganz bestimmt nicht entschuldigen.

Je klarer und selbstbewusster du dich abgrenzt, desto mehr werden deine Bedürfnisse geachtet.

4. Setze zeitliche Grenzen

Wenn sich für dich ein „Nein“ nicht gut anfühlt, weil du irgendwie auch gerne „Ja“ sagen würdest, dann setzte zeitliche Grenzen: Zum Beispiel möchtest du eigentlich gerne bei dem Weihnachtsbasar helfen, wolltest an dem Tag jedoch auch etwas anderes Schönes machen. Dann schlägst du zum Beispiel vor, nachmittags von 15.00 bis 16.00 Uhr mitzuhelfen. Damit sagst du „Ja“, setzt jedoch eine klare zeitliche Grenze und berücksichtigst so auch deine eigenen Bedürfnisse. Im Beruf ist zeitliche Terminierung übrigens Gang und Gebe.

5. Grenze dich klar und deutlich ab

Wenn du zu etwas „Ja“ sagst, musst du auch dazu stehen. Ein einmal gegebenes „Ja“ später in ein „Nein“ zu wandeln, fühlt sich für dich nicht gut an, erzeugt ein schlechtes Gewissen, verärgert berechtigterweise auch den anderen und schwächt deine Glaubwürdigkeit. Der andere achtet dich wesentlich mehr, wenn du klare Ansagen machst (auch für ein klares „Nein“) als für eine im Nachhinein revidierte Zusage. Dann lieber erst einmal „Nein“ sagen und zur Not später daraus ein „Ja“ machen.

„Bei einer im Alltag besonders häufigen Grenze, dem Gartenzaun, können wir viel über gesunde Grenzen lernen: Kleine Tiere können durchschlüpfen, der Wind kann durchstreichen, die Hecke des Nachbarn wird ihre Zweige durchstrecken, man kann sich mit dem Nachbarn über den Zaun hinweg unterhalten, und nicht zuletzt gibt es eine Türe, die man öffnen kann und liebe Besucher willkommen heißen.

Eine solche Grenze macht mir und der Umwelt klar, wofür ich zuständig bin und wofür nicht. Wenn ein Stück Mist auf der Wiese liegt, oder wenn der Rasen vertrocknet, ist es klar, wer sich damit befassen muss, wenn Blumen blühen, ist es eindeutig, wer sie pflücken darf. Allen ist dadurch geholfen, dass mein Nachbar und ich wissen, wo sein Garten endet und meiner beginnt.“

www.zartbesaitet.net/

Je klarer und deutlicher du deine Grenzen kommunizierst, desto weniger wird man dich auch mit allen möglichen Belangen belagern. Deine Grenzen werden respektiert und du wirst deswegen nicht weniger gemocht, sondern mehr geachtet.

Ohne Abgrenzung wird man unsere Bedürfnisse nie ernst nehmen und ihnen nur wenig Achtung und Wertschätzung einräumen.

  • Bevor ich auf eine Bitte gleich mit einer Antwort parat stehe, checke ich erst einmal im Stillen, wie sich ein „Ja“ für mich anfühlt.
  • Gebe ich ein „Nein“, brauche ich mich dafür nicht zu entschuldigen oder zu rechtfertigen. Fühlt sich vielleicht zuerst nicht so gut an, später werde ich stolz auf mich sein.
  • Abgrenzung bedeutet für mich auch: Abgrenzung von meiner Haltung, immer für andere da sein zu müssen. Denn sorge ich nicht gut für mich, kann ich auch nicht mit Freude für andere gut sorgen.
Über Achtsamkeit im allgemeinen, was das ist und wie es dir hilft, kannst du hier weiterlesen Worum es speziell beim Thema "Abgrenzung" geht, findest du hier ...

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