Gelassenheit trotz nagender Ängste

Der Wunsch nach mehr Gelassenheit bleibt ein Wunsch in weiter Ferne, wenn wir uns nicht unseren Ängsten stellen. Denn was ist es denn, was an unserer Gelassenheit nagt? Es sind all unsere Ängste, wie zum Beispiel die Angst, wegen zu viel Eigensinn nicht geliebt zu werden. Oder die Angst, aufgrund von Fehlern verurteilt zu werden. Doch Angst gehört zum Leben. In der Annahme al unserer Ängste liegt der Schlüssel zur Gelassenheit.

Die Angst vor der Angst ist meist schlimmer als die Angst selbst. In der Gelassenheit erkennst du diese Mechanismen.

Ängste schubsen dich schnell aus der Gelassenheit

So lange war ich nicht verreist und nun habe ich für den Sommer endlich etwas gebucht, doch da melden sich schon tausend Ängste: Der lange Flug, wenn da was passiert. Außerdem reise ich allein mit meiner Tochter. Ist das nicht ungerecht meinem Sohn gegenüber, aber der will ja lieber mit seinen Freunden verreisen. Und meinen Mann lasse ich mit dem Hundekind zuhause zurück, der muss sich dann trotz Arbeit um den kleinen Kerl kümmern, ob das alles so klappt? Puh, Schluss mit den Ängsten. In Gelassenheit die Dinge auf sich zukommen lassen, darüber schreibe ich doch immer. Jetzt bin ich selbst gefragt. Dabei hätte ich geschworen, dass ich durch meine achtsame Reise viel gelassener geworden bin.

Gelassenheit und Angst schließen sich nicht aus

Da fiel mir heute Nacht das Beispiel mit dem Fahrstuhl ein. Wer beispielsweise Angst vor Fahrstühlen hat, der fährt nicht deshalb nicht mit einem Fahrstuhl, weil er Angst davor hat, sondern weil er nicht bereit ist, seine Angst auszuhalten. Das ist ein Unterschied. Also ist es nicht die Angst, die eine Fahrstuhlfahrt unmöglich macht, sondern die fehlende Bereitschaft, sich mit der Angst auseinanderzusetzen. Genauso ist es mit all unseren Ängsten, die uns ratz fatz aus der ersehnten Gelassenheit werfen. Jede Art von Angst, noch so tief verborgen, sorgt für Unruhe. Doch sind wir nicht bereit, unsere Ängste anzunehmen, werden wir niemals zur Gelassenheit finden. Und umgekehrt bedarf es vertrauensvoller Gelassenheit, um die Ängste zu betrachten und zuzulassen, um zu erkennen, was sich wirklich dahinter verbirgt.

Nicht die Situation, sondern unsere Bewertung der Situation bestimmt unsere Gefühle.

Buchautor Thomas Hohensee, Interview auf focus.de

Gelassenheit ermöglicht einen Haltungswechsel

Der Diplom-Psychologe Dr. Rolf Merkle schreibt zum Thema Angst:

Menschen, die Angst haben, ihre Gefühle zuzulassen, haben sich gefühlsmäßig eingemauert und sehen Gefühle als etwas Bedrohliches.

Dr. Rolf Merkle

Er benutzt das Bild eines Dampfkochtopfs, in dem alle Gefühle unter dem geschlossenen Deckel brodeln, bis der Topf eines Tages explodiert. Doch um den Deckel verschlossen zu halten, bedarf es einer Menge Energie. Diese kräftezehrende Nervenleistung steht unserer Gelassenheit im Wege. Im Grunde ist diese Haltung der Verdrängung wesentlich anstrengender als sich den Ängsten zu stellen. Wäre da nicht die Angst vor der Angst…

Für Gelassenheit braucht es ein wenig Mut

Mich setzt bereits der Gedanke an den Urlaub in ängstliche Unruhe. Verrückt, denn noch ist gar nichts passiert. Jedoch zeigt mir diese Situation wunderbar, wie sehr meine Gedanken mich innerhalb von jetzt auf gleich aus meiner Gelassenheit schupsen können.

Nur wenn wir die Situationen kennen, in denen wir nicht gelassen bleiben können, können wir eine bewusste Entscheidung treffen und uns verändern. Vorher nicht.

dubistgenug.de

Doch im Grunde ist es großartig, wenn wir derartige Abläufe erkennen, denn nun haben wir die Möglichkeit, uns bewusst damit auseinanderzusetzen. Erst einmal spüren, wie fühlt sich die Situation gerade an und wo spüre ich die Angst in meinem Körper. Und dann schauen, welches sind die Auslöser für meine Ängste, welche Gedanken gehen damit einher. Bei mir beispielsweise ein extremes Sicherheitsbedürfnis und die Konditionierung, alles unter Kontrolle haben zu müssen. Betrachte ich meine Ängste derart achtsam und aus der Distanz heraus, kann ich jetzt über bewusstes Atmen wieder bei mir selbst ankommen, um zu spüren, dass jetzt, in diesem Moment, alles okay ist. Und ich kann mit jedem Atemzug die Angst willkommen heißen – „Ja, ich spüre Angst und die nehme ich liebevoll an.“-, um sie so nach und nach aufzulösen.

Gelassenheit ist eben nichts Selbstverständliches. Und um zur Gelassenheit zu finden, dürfen wir unsere Ängste nicht verdrängen. Denn die sind weit weniger bedrohlich als sie uns erscheinen. Wie der Nebel am Morgen auf den Wiesen, der sich lichtet, sobald man in ihn hineingeht.

  • Sobald ich merke, dass ich aus meiner Gelassenheit falle, atme ich bewusst tief ein und aus und verbinde mich erst einmal mit meinem Körper.
  • Erkenne ich den Auslöser für meine Unruhe beziehungsweise Ängste, bleibe ich bei der bewussten Atmung und spüre nach, wie ich durch das Atmen und das Erkennen, Abstand gewinne.
  • Ich gewöhne es mir an, mit mir selbst zu sprechen, um meine Ängste willkommen zu heißen und ihnen mit liebevoller Akzeptanz zu begegnen.
Über Achtsamkeit im allgemeinen, was das ist und wie es dir hilft, kannst du hier weiterlesen Worum es speziell beim Thema "Gelassenheit" geht, findest du hier ...

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