Mit allen Sinnen zu mehr Gelassenheit

Das Auge isst mit, die Nase wird gerümpft, es zergeht uns auf der Zunge, beide Ohren auf Durchzug und eine Berührung sagt oft mehr als tausend Worte – zusammenhangloser Blödsinn? Eben nicht, hier geht es um unsere fünf Sinne. Und je achtsamer wir über die Sinne wahrnehmen, desto mehr stärken wir unsere Gelassenheit, öffnen den Weg zu unserem Herzen und sind ganz im „Jetzt“.

Achtsame Wahrnehmung über deine fünf Sinne stärkt deine Gelassenheit.

Alle Kanäle auf Empfang

Solltest du meinen Blog schon eine Weile lesen, weißt du, dass ich nicht unbedingt der klassische Achtsamkeitstyp bin. Ich wurschtle mich mehr oder weniger achtsam durch meinen Alltag und versuche, mein Bestes dabei zu geben. Manchmal gelingt es besser, manchmal erkenne ich erst im Nachhinein, dass Achtsamkeit vieles erleichtert hätte.

Letzte Woche hatte ich mir gleich morgens vorgenommen, am Abend eine Achtsamkeitsübung zu machen. Nach getaner Arbeit bin ich allein in einen Park gegangen, um eine halbe Stunde achtsam sinnlich zu erleben. Beim Spazierengehen lauschte ich zuerst für eine ganze Weile nur allen Geräuschen: dem Rascheln des Laubs in den Bäumen, dem Knirschen der Steine unter den Schuhen, hier und da ein Vogellaut und natürlich den Stimmen anderer Spaziergänger.

Danach habe ich mich auf alle Gerüche konzentriert: den herben Duft der Bäume, die Feuchtigkeit, das welke Laub auf dem Boden. Danach fokussierte ich mich auf alles, was meine Augen wahrnehmen, und abschließend habe ich getastet: Blätter, Borke, Gras, Vogelbeeren. Das Schmecken habe ich lieber ausgelassen 😉

Interessant war vor allem, wie ich mich nach dieser Achtsamkeitsübung fühlte. Ich spürte eine innere Gelassenheit, da ich während dieser Übung tatsächlich komplett aus meinem gewohnten Gedankenkarussell ausgestiegen war. Und ich war näher bei mir dran, fühlte mich zufriedener, ruhiger und irgendwie friedlicher.

Über das achtsame Wahrnehmen über unsere Sinne finden wir zu innerer Gelassenheit.

Über die Sinne zu inneren Bildern gelangen

Mit einer sinnlichen Wahrnehmung schaffen wir eine Verbindung zu unseren Gefühlen und zu unserem Körper. Nach diesem Spaziergang der Sinne fühlte ich mich irgendwie erfüllter, man könnte auch sagen ganzheitlicher.

Natürlich eröffnen uns die Sinne auch einen Zugang zu unseren Erinnerungen. Gerüche rufen beispielsweise sehr schnell Bilder hervor. Mich erinnerte der moosige Geruch des Grases an den großen Laubhafen im Garten meines Elternhauses. Allein über das Riechen bekam ich somit eine Verbindung zu meinem inneren Kind. Das war schön. In diesem Moment war ich mehr ich selbst als sonst im Alltag.

Das kann natürlich auch mal traurig oder schmerzhaft sein, nicht alle Bilder sind mit schönen Gefühlen verbunden. Doch auch diese Gefühle sind bereichernd, denn sie sind ja in uns vorhanden und wollen „gehört“ werden, um verarbeitet zu werden. Gerade unverarbeitete Gefühle und Erfahrungen sind es, die uns nervös, ängstlich oder aggressiv reagieren lassen. Um zu einer tieferen Gelassenheit zu finden, ist es daher wichtig, auch diese Teilen in uns anzunehmen, sie zuzulassen, damit sie Heilung erfahren.

Sinnliche Wahrnehmung verbindet uns mit uns selbst. Und dann höre ich etwas, wie den Wind in den Bäumen, doch mein Herz hört noch unendlich viel mehr.

Je geübter und sensibler wir mit unseren Sinnen wahrnehmen, desto besser erkennen wir, was wirklich ist, und je gelassener können wir reagieren.

Spüren, was wirklich ist

Je feinfühliger und gelassener du durch die bewusste Übung deiner Sinneswahrnehmung wirst, desto klarer erkennst du auch bei anderen, was diese wirklich umtreibt und was sie, statt mit Worten, in ihren Gesten, mit ihrer Mimik und Ausstrahlung verraten.

Im NLP (Neuro-Linguistisches Programmieren) spricht man von drei Filtern, die unsere Wahrnehmung einschränken:

1. der soziale Filter

Damit sind unsere kulturelle Umgebung, unser sozialer Kreis und auch unsere Sprache gemeint. Denn während wir beispielsweise vielleicht zehn Wörter für Schnee kennen, gibt es bei den Ureinwohnern in der Arktis etwa siebzig (!) verschiedene Schneesorten.

2. der neurologische Filter

Segen oder Fluch, keine Ahnung, aber bestimmte physikalische Phänomene können unsere Sinne einfach nicht mehr erfassen, wie z.B. bestimmte Wellenlängen des Lichts oder auch Schallschwingungen, weshalb wir beispielsweise bestimmte Hundepfeifen nicht hören können.

3. der individuelle Filter

Ja, und hier wird es interessant!

Der individuelle Filter ist quasi die Brille, durch die wir die Welt sehen. Und die Gläser dieser Brille sind je nach unseren Erfahrungen und unserer Lebensgeschichte entsprechend getönt. Innere Gelassenheit hilft uns, diese Filter zu erkennen. Und der

individuelle Filter ist derjenige von den dreien, auf den wir am meisten Einfluss haben.

Je achtsamer du deine Aufmerksamkeit auf deine Sinne richtest, desto bewusster bleibst du im „Jetzt“ und diese achtsame Haltung schenkt dir die nötige Gelassenheit, deine individuellen Filter „abzunehmen“, um zu erkennen, was wirklich ist.

Das Wahrnehmen mit allen Sinnen ist immer auch ein auf sich selbst Besinnen, um in Gelassenheit die Dinge anzunehmen, wie sie sind.

Das Tor zur Gelassenheit

Die achtsame Wahrnehmung der Sinne verbindet uns unweigerlich mit Gefühlen und Erinnerungen. Schließlich haben wir unsere Erfahrungen auch über die Sinne angesammelt. So gut wie alles, was in unserem Unterbewusstsein gespeichert ist, gelangte irgendwann über unsere Sinne dorthin. Lachen, Weinen, Musik, Bewegungen, Berührungen, Gerüche und vieles mehr – die Bilder unseres Erlebten haben sich über die Sinne in uns eingeprägt.

Daher finde ich es auch recht einleuchtend, dass wir uns wieder mehr mit der bewussten Wahrnehmung unserer Sinne beschäftigen müssen, wenn wir zufriedener mit uns selbst und dem Leben sein möchten, wenn wir wieder zu mehr Gelassenheit in der Hektik des Alltags finden wollen.

Um unser Innerstes zu entdecken, sind es unsere Sinne, die uns im achtsamen Erleben die Tür dorthin öffnen.

Je mehr wir unser Inneres, all die dort vorhandenen Erlebnisse, kennenlernen, desto mehr verstehen wir uns selbst. Dann wissen wir, warum wir reagieren, wie wir reagieren. Nicht immer schaffen wir es, gelassen zu bleiben. Viel zu oft erkennen wir erst im Nachhinein, was genau zu unserer enttäuschten, traurigen oder aggressiven Reaktion geführt hat. Doch das Erkennen ist bereits ein großer Schritt in Richtung Zufriedenheit und Gelassenheit. Dadurch werden wir uns selbst gegenüber gnädiger und schrauben vielleicht die Ansprüche ein wenig runter.

Übrigens musst du nicht jedes Mal unbedingt in einen Park gehen, um deine Sinne zu „trainieren“. Du kannst auch während des Alltags, im Bus, im Supermarkt oder im Büro beispielsweise für eine Weile bewusst nur auf alle Geräusche achten und spüren, was sie mit dir machen, wie sich der tägliche Lärmpegel auf deine Gefühle und Gedanken auswirkt. Und vielleicht sitzt du gerade im Büro, die Fenster sind gekippt, alle reden durcheinander und beim achtsamen Lauschen nimmst du trotzdem draußen in den Bäumen das Rascheln des Windes wahr. Das ist dann so ein Moment, der dir ein inneres Lächeln schenkt und deine Gelassenheit kräftigt.

  • Mehrmals am Tag versuche ich bewusst über meine Sinne wahrzunehmen: Was rieche ich, was höre ich, was sehe ich, was schmecke ich und wie fühlt sich das an, was ich gerade in den Händen halte.
  • So oft es geht, versuche ich bei einem Spaziergang in der Natur über die bewusste Wahrnehmung meiner fünf Sinne in Verbindung mit mir selbst zu gehen und so meine Gelassenheit zu stärken.
  • Ich achte auch auf Bilder, die aufkommen, wenn ich bestimmte Geräusche und Gerüche wahrnehme.
Über Achtsamkeit im allgemeinen, was das ist und wie es dir hilft, kannst du hier weiterlesen Worum es speziell beim Thema "Gelassenheit" geht, findest du hier ...

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