So verankerst du Gelassenheit in deinem Denken

Situationen, in denen die Pferde mit uns durchgehen oder in denen wir nichts geregelt bekommen, obwohl sich die Pflichten türmen, die kennt jeder. Und dazu die Vorwürfe, die wir uns selbst machen, weil wir so sind, wie wir gerade sind. In diesen Momenten hat man wenig Muße für eine Achtsamkeitsübung. Muss auch nicht sein, denn Gelassenheit lässt jederzeit sich im Kopf trainieren.

Je mehr du vertraust, je weniger du nach Sicherheiten strebst und je bewusster du in der Gegenwärtigkeit lebst, desto gelassener wirst du.

Gelassenheit führt zur Erkenntnis

Ich oute mich mal wieder: Ich gehöre auch zu diesen Übermüttern, die sofort alles für die Kinder organisieren und regeln wollen, doch dabei übersehe ich viel zu oft, dass mein Tempo nicht ihr Tempo ist, und dass sie vieles selbst erledigen wollen. Und dann explodiere ich, wenn sie nicht mit an einem Strang ziehen, wenn sie Dinge schleifen lassen und es so absehbar ist, dass sie auf die Nase fallen werden. Dabei gehören blutige Nasen zum Erwachsenwerden dazu. Wäre ich gelassener und weiser, wüsste ich doch, dass es bei mir früher nicht anders war. Der Rat der Eltern erschien mir immer als genau der Rat, den ich so gar nicht hören wollte, schon aus Prinzip.

Erst in der Gelassenheit erkennen wir, was in dem jeweiligen Moment wirklich wichtig ist.

Gelassenheit ebnet einen Weg

Ist dein Geist gestresst, fällt es schwer, sich in die Lage deines Gegenübers zu versetzen. Daher ist in solchen Momenten meist jedes Wort das falsche und jeder noch so gut gemeinte Lösungsvorschlag findet wenig Gehör.

Immerhin: Im Nachhinein verstehe ich, wie sinnlos mein Gerede und wie kontraproduktiv meine Tiraden meist sind. Daher ist es so wichtig, zu erkennen, welch Zirkus an Gedanken sich bei uns abspielt. Indem wir uns unseren gedanklichen Stress bewusst machen, können wir uns distanzieren und einen guten Umgang damit finden. Diese Bewusstwerdung beschenkt uns mit der Gelassenheit des Erkennens. Und aus diesem Erkennen heraus können wir klarer sehen, welcher Weg der richtige ist. Und selbst im Nachhinein ermöglicht das Erkennen in Gelassenheit ein Verzeihen, und zwar uns selbst gegenüber für unsere Handlungsweise. In Gelassenheit zu erkennen, ermöglicht es uns auch, uns zu entschuldigen und unsere Fehler einzugestehen und letztendlich eine Basis der Versöhnung zu schaffen.

Gelassenheit erleichtert Versöhnung und das Eingeständnis von Fehlern.

Gelassenheit schafft Raum für Neues

Indem du achtsam das Wirrwarr in deinen Gedanken beobachtest, erkennst du, wie deine Gedanken irgendwelche Vorstellungen kreieren, die mit der Realität wenig zu tun haben. Manchmal hilft es, einfach ein oder zwei Atemzüge zu nehmen, ehe du reagierst. Dieser minimale Freiraum erlaubt es dir, ein wenig auf Abstand zu gehen und aus einer distanzierteren Beobachterperspektive zu schauen, was sich gerade in deinen Gedanken abspielt. Diese Distanz ist notwendig, um neue Verhaltensweisen auszuprobieren und sich zu öffnen. Vor allem schenkt uns dieser Moment des achtsamen Beobachtens die Chance, eine Haltung der Gelassenheit einzunehmen.

Im ersten Moment scheint die Erde zu wackeln, aber dann, wenn wir unsere Vorstellung Vorstellung sein lassen und bemerken, wo wir gerade eigentlich sind, dann wachsen erstaunlicherweise auch an anderen Orten allerschönste Blumen.

Julia Gösch, aus: „moment by moment

Mir gefällt der Spruch, den Julia Rösch in ihrer Kolumne in der Zeitschrift „moment by moment“ in einem Beitrag zitierte:

„Wenn es ein Navi für das Leben als Eltern gäbe, würde es die meiste Zeit sagen: Die Route wird neu berechnet.“

Julia Gösch, aus: „moment by moment

Vielleicht lässt sich das Navi mit Vertrauen gleichsetzen. Es geht darum, nicht immer sofort alles regeln zu wollen und sich für alles verantwortlich zu fühlen, sondern in Gelassenheit zu vertrauen, dass sich viele Dinge nach ihrer eigenen Ordnung fügen. Wie das Navi eben auch bei Staus oder Baustellen die Route neu berechnet, um einen neuen Weg zu finden, der zum Ziel führt.

Das Streben nach Sicherheit steht uns so oft im Wege, wenn wir lieber loslassen und darauf vertrauen sollten, dass nicht wir es sind, die alles richten können, dass sich die Dinge entwickeln, dass alles seinen Sinn hat.

Gelassenheit stärkt uns in dem Vertrauen, dass in dem Lauf der Dinge ein höherer Sinn verborgen ist.

Gelassenheit schenkt Dir Zeit

Je achtsamer du das Treiben in deinen Gedanken beobachtet, desto gelassener wirst du. Erst, wenn du wahrnimmst, wie du dir selbst mit deinen eigenen Gedanken die Hölle heiß machst, kannst du bewusst dagegen steuern beziehungsweise loslassen. Dieses Erkennen deiner Gedanken schenkt dir Zeit zum Agieren. Angeblich beträgt die Zeitspane, die man als Gegenwart wahrnimmt nur 3 Sekunden. Durch Achtsamkeit ist diese Zeitspanne dehnbar.

Diese Art „Ausdehnung“ gibt uns den Raum, der nötig ist, um Abstand zu den Gedanken zu bekommen und sich bewusst für Gelassenheit zu entscheiden. Ich finde es interessant, sich selbst einmal dabei zu beobachten, wie lange man einen Moment in absoluter Gegenwärtigkeit wahrnimmt. Mit dem Wissen um diese 3 Sekunden lässt es sich wunderbar üben, die Gegenwärtigkeit zu verlängern. Beispielsweise betrachtest du einen Vogel, der auf einem Ast sitzt. Versuche, ihn länger als diese 3 Sekunden zu betrachten. Oder du erfreust dich morgens an dem Geruch des frisch gebrühten Kaffees. Versuche auch hier, diesen Duft bewusst länger als 3 Sekunden achtsam zu genießen. Je öfter du derartige Momente der Präsenz bewusst ausdehnst, desto mehr stärkt dieses deine Gelassenheit.

„Nur in einem ruhigen Teich spiegelt sich das Licht der Sterne.“

Dieses chinesische Sprichwort gebe ich dir heute mit auf den Weg. Bei mir ist die See leider noch sehr oft rau und wellig. Doch immerhin sehe ich klar, wenn sich die Wasserfläche wieder glättet. Und dann bietet sich mir ein Blick bis in die Tiefe.

  • Statt mich selbst zu verurteilen, weil ich mal wieder alles andere als gelassen reagiert habe, reflektiere ich im Nachhinein und nutze mein Erkennen für meinen achtsamen Weg.
  • Ich werde versuchen, täglich näher an meinen Gedanken zu sein und sie achtsamer zu beobachten, um meine Reaktionen besser zu verstehen.
  • Ich lasse mir bewusst mehr Zeit als nur 3 Sekunden, um einen Moment der präsenten Gegenwärtigkeit zu intensivieren und so meine Gelassenheit zu stärken.
Über Achtsamkeit im allgemeinen, was das ist und wie es dir hilft, kannst du hier weiterlesen Worum es speziell beim Thema "Gelassenheit" geht, findest du hier ...

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