Stress abbauen durch weniger Gewohnheiten

Seid ihr Gewohnheitstiere? Ich ja, da stehe ich an vorderster Front. Ich liebe es zu wissen, wo ich was in der Wohnung finden kann und eine Routine im Tagesablauf gibt mir ebenfalls Sicherheit. Verlässliche Gewohnheiten empfinde ich als beruhigend, jedoch stressen sie mich auch oft. Und bin ich ehrlich, engen mich die Gewohnheiten oft ein und statt mich lebendig zu fühlen, funktioniere ich.

Einige unserer Gewohnheiten engen uns ein und fühlen sich nicht gut an. Sie sorgen für Stress und werden von Glaubenssätzen genährt.

Gewohnheiten lockern und Stressoren entlarven

Gewohnheiten schleichen sich ein und passt man nicht auf, wird man zum Sklaven seiner eigenen Gewohnheiten. Bei mir ist es zum Beispiel die Gewohnheit, dass ich morgens nicht aus dem Haus gehen kann, ohne vorher das Frühstücksgeschirr abgeräumt, die Betten gemacht und alles tipptopp aufgeräumt zu haben. So fühle ich mich oft bereits am Tagesbeginn gestresst, weil mir die Zeit wegläuft. Oder meine leidige Gewohnheit, stets darauf zu achten, dass ausreichend Lebensmittel da sind. Also quäle ich mich an Tagen, die ohnehin schon vollgestopft sind, zum Supermarkt. Dabei verhungerten wir nicht, würde etwas fehlen. Dahinter verbirgt sich mein leidiger Perfektionismus. Ich weiß das und trotzdem ist es schwer, anders zu handeln.

Gewohnheiten bestimmen unser Leben. Doch empfinden wir unser Leben als stressig und möchten entsprechend etwas ändern, schauen wir bei meistens zuletzt bei unseren Gewohnheiten. Denn sie geben uns das Gefühl der Sicherheit und der Kontrolle. Tatsächlich gehört die Angst, keine Kontrolle zu haben, zu den drei Grundängsten des Menschen:

Diese sind:

  1. Angst, keine Kontrolle zu haben
  2. Angst, allein zu sein (kein Verbindung)
  3. Angst, nicht zu genügen

Somit ist es leichter, sich in dem Konstrukt der Gewohnheiten zu bewegen. Damit läuft man nicht Gefahr, dass sich irgendeine dieser Grundängste meldet und damit schlechte Gefühle verursacht.

Willst du Stress abbauen, dann schaue also einmal genau, welche Gewohnheiten dich stressen und warum du dennoch daran festhältst.

Hier ein paar Beispiele für Gewohnheiten, mit denen wir versuchen, eine der drei Grundängste entgegenzuwirken:

  • Die Gewohnheit, Überstunden zu machen, statt Arbeit abzugeben (Angst vor Kontrollverlust).
  • Die Gewohnheit, stets alles nach der Familie auszurichten (Angst, nicht zu genügen).
  • Die Gewohnheit der Ehe, auch wenn man sich nicht mehr glücklich darin fühlt (Angst vor dem Alleinsein).

Stress abbauen durch neues Erleben

Auf den ersten Blick scheint es vielleicht stressig zu sein, mit Gewohnheiten zu brechen, weil alles, was neu ist, für „Aufruhr“ sorgt. Doch neues Erleben führt dazu, wieder bewusster wahrzunehmen und sich intensiver zu spüren. Wir erfahren Freiheit. Plötzlich erkennen wir erst, wie ein Teil unserer Gewohnheiten uns antreibt, uns einengt und im schlimmsten Fall auch Lebensfreude raubt.

Indem du deine Gewohnheiten lockerst und hinterfragst, rückst du wieder näher an dich heran, an deine wahren Gefühle und Motivationen. Plötzlich spürst du auch, welche Stressoren dich täglich mit dem Gefühl von Unlust, Unfreiheit und Unzufriedenheit füttern.

Neues Erleben beschenkt dich mit Energie und Lebensfreude und löst Stress auf. Du wirst dir deiner gewohnheitsbedingten Stressoren bewusst.

Und checke einmal genau, wo deine Gewohnheiten dich unter Druck setzen: zum Beispiel die Gewohnheit, am Samstag den Großeinkauf für die Woche zu erledigen, das Auto zu waschen, die Wohnung zu putzen etc. Erlaube dir mehr Freiheiten und erlaube dir Ungeplantes. Dabei musst du nicht alles umschmeißen. Beginne zum Beispiel im Kleinen: Statt nach der Arbeit sofort den ersten Bus zu schnappen, gehe noch ein paar Schritte spazieren und genieße die Stimmung der untergehenden Sonne.

Stress abbauen erfordert ein wenig Mut

Das sichere Nest der Gewohnheiten zu verlassen, erfordert ein wenig Mut. Um den Schutzwall der Gewohnheit zu durchbrechen, musst du aktiv werden. Eigentlich verrückt, denn wir wissen im Grunde genau, dass die Improvisation, ein wenig Chaos und das Ungeplante, dass all das uns guttut. Denn im Nachhinein sind genau das die Momente, die uns in Erinnerung bleiben, die unseren Tag in ein freundlicheres Licht rücken.

Mutig etwas ändern bedeutet immer auch, irgendeine Art von Angst zu überwinden. Spürst du, wie schwer es dir fällt, bereits kleinste Gewohnheiten zu ändern beziehungsweise zu durchbrechen, dann frage dich: Was kann im schlimmsten Fall passieren? Dabei wirst du feststellen, dass im schlimmsten Fall eben nichts Schlimmes passieren kann. Deine darunterliegenden Ängste, die dich beispielsweise zum Perfektionismus antreiben, sind im Grunde haltlos. Denn natürlich passiert nichts Schlimmes, wenn nicht alles perfekt ordentlich und organisiert ist. Wenn du zum Beispiel nicht das Auto wäschst und den Wochenend-Einkauf ausfallen lässt. Aus dem „Chaos“ ergibt sich so oft etwas Wunderbares, denn du lässt es zu, dass neues Erleben dich überrascht.

„Lerne loszulassen, das ist der Schlüssel zum Glück.“

Buddha

Vielleicht kennst du auch das Gefühl vor einem Urlaub, auf den du dich eigentlich die ganze Zeit gefreut hast, doch plötzlich am letzten Tag vor der Abreise hast du gar keine richtige Lust mehr. Dabei erwartet dich nur Schönes, doch deinen Kokon aus Gewohnheiten zu verlassen, das fühlt sich plötzlich eher belastend an. Dann ertappst du dich dabei, wie du unbedingt vor der Abreise noch alles putzt und aufräumst, als könntest du damit deinen sicheren Rahmen erhalten, der dir für die nächsten Tage nicht mehr zur Verfügung steht. Oder aber du machst deshalb im ganzen Haus Klarschiff, damit du bei der Rückkehr sofort wieder in den routinierten Ablauf des Alltags schlüpfen kannst.

Das Leben ist keine Gewohnheit und schon gar nicht Ordnung. Leben bedeutet Wandel, Bewegung und manchmal auch Chaos. Leben ist Lebendigkeit!

Ich als Gewohnheitstier nehme mir auf jeden Fall zukünftig vor, eine neue Gewohnheit zu etablieren: die Gewohnheit, täglich meine Gewohnheiten ein wenig zu lüften.

  • Achtsam spüre ich in meinen Tagesablauf hinein: Welche Gewohnheiten werden von Gedankenmustern genährt und welche Angst lauert dahinter?
  • Ich nehme mir zum Anfang jeder Woche mindestens eine Gewohnheit vor, die ich einfach einmal anders machen möchte.
  • Ich spüre intensiv der Freude und Lebendigkeit nach, sobald ich eine Gewohnheit gelockert habe. Das motiviert mich, mutiger zu werden.
Über Achtsamkeit im allgemeinen, was das ist und wie es dir hilft, kannst du hier weiterlesen Weitere Informationen zum Thema "Stress abbauen" findest du hier ...

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