Voraussetzungen für erfolgreiche Abgrenzung

Es gibt viele wertvolle Tipps zum Thema Abgrenzung. Die kannst du ausprobieren und mehr oder weniger hart an dir arbeiten. Jedoch geht es auch ein wenig einfacher. Folgende Aspekte sind wichtig, um zu erkennen, weshalb wir oft daran scheitern, unsere Grenzen klar und deutlich zu kommunizieren. Und je bewusster dir diese Aspekte in deinem Alltag sind, desto befreiter lebst du.

Abgrenzung beinhaltet eine ehrliche Konfrontation mit sich selbst, um über die eigenen Begrenzungen der Angst weit hinaussehen zu können.

Abgrenzung durch achtsame Innenschau

Abgrenzung scheint in meinem Leben ein Dauerthema zu sein. Geht dir das auch so? Meine Tochter ist seit ein paar Wochen mit dem Rucksack los nach Neuseeland. Davor war sie in Australien und danach sechs Monate wieder bei uns zuhause. Es war mega anstrengend, weil sie immer noch nicht genau weiß, was sie in der Zukunft machen will (Ausbildung oder Studium) und mich komplett in Beschlag genommen hat. Vor allem habe ich ihre Unzufriedenheit abbekommen. Mein Mann meinte oft, ich sei der Mülleimer meiner Tochter. Wenig charmant und vielleicht etwas überzogen, aber irgendwie war da was dran. „Du musst dich mehr abgrenzen“, den Satz habe ich täglich von ihm gehört. Und ich habe wissend genickt, doch habe ich es nicht geschafft.

Stärkung des Selbstwertgefühls

Je weniger wir unseren eigenen Wert spüren, desto mehr verlieren wir uns selbst aus den Augen. Als Mutter ist das oft besonders schwer. Vielleicht auch deswegen, weil wir so konditioniert sind, dass die Kinder immer an erster Stelle stehen. Der Anspruch, eine gute Mutter zu sein, bestimmt auch unser Wertgefühl. Dabei sollte das eigene Wertgefühl frei von Ansprüchen und Bedingungen sein. Dieser Anspruch hat bei mir dazu geführt, dass ich auch heute noch jederzeit für die Kinder erreichbar und verfügbar bin. Sind Kinder noch sehr klein, ist das selbstverständlich, nur irgendwann muss man wieder seinen eigenen Raum zurückgewinnen und entsprechend Grenzen setzen. Ich gestehe, das habe ich nicht gut hinbekommen.

Um den eigenen Wert zu stärken und die eigenen Bedürfnisse wichtig zu nehmen, hilft folgende Affirmation:

Weil ich es mir wert bin, erlaube ich es mir, frei und selbstbewusst zu entscheiden.

Spüre einmal in diesen Satz hinein. Am besten du sagst ihn ein paarmal hintereinander laut und deutlich, wobei du mit den Fingerspitzen deiner rechten Hand in kreisenden Bewegungen deine Herzgegend massierst.

Das Geheimnis gute Abgrenzung ist ein gesundes Wertgefühl für sich selbst.

Keine Angst vor Zurückweisung

In dem Moment, in dem du deine Bedürfnisse wichtig nimmst und dich entsprechend abgrenzt, ist sofort die Angst zur Stelle. Denn natürlich will man niemanden verletzen, im Stich lassen oder vor den Kopf stoßen. Doch wer beurteilt das denn? Das sind wieder wir selbst. Achte einmal darauf, wie andere dir gegenüber erfolgreich Grenzen setzen. Fühlst du dich dadurch im Stich gelassen, vor den Kopf gestoßen oder verletzt? Derjenige, der rücksichtsvoll und klar seine Grenzen kommuniziert, wird respektiert und geachtet. So wie du die Grenzen der anderen akzeptierst, ebenso selbstverständlich wird man auch deine Grenzen akzeptieren, wenn du sie entsprechend respektvoll mitteilst. Die Angst, dass wir den anderen verlieren oder von ihm nicht mehr gemocht werden, resultiert wieder aus einem geringen Selbstwert.

Achte zukünftig bewusst darauf, wie selbstverständlich sich andere dir gegenüber abgrenzen und wie sich das für dich anfühlt. Das beginnt bereits bei Kleinigkeiten. Zum Beispiel fragst du deinen Partner, ob er nach Feierabend Einkaufen kann und er antwortet dir, dass er nach der Arbeit verabredet sei, es also nicht schaffe. Liebst du ihn deswegen weniger? Trennst du dich deswegen?

Wenn wir achtsam schauen, werden wir erkennen, dass Abgrenzung im Grunde ein selbstverständlicher Teil des Miteinanders ist.

Die Angst, jemanden zu verletzen und deswegen nicht mehr geliebt zu werden, hindert uns oft daran, für unsere Grenzen einzustehen.

Ehrlich sich selbst gegenüber

Der südkoreanische Lehrer des Zen-Buddhismus Haemin Sunim schreibt in seinem Buch „Die schönen Dinge siehst du nur, wenn du langsam gehst“ folgenden Satz:

Seien wir einmal brutal ehrlich – die meisten Dinge, die wir für andere tun, dienen in Wirklichkeit uns selbst.

Ich finde, er hat Recht. Rückgreifend auf das Beispiel mit meiner Tochter, lasse ich nur deswegen diese permanente Erreichbarkeit zu, weil ich es nicht ertragen kann, dass sie unglücklich ist, dass sie Sorgen hat und dass sie wegen ihrer Zukunft am Schwimmen ist. Weil ich dieses Gefühl nicht aushalten kann, versuche ich durch meine Erreichbarkeit zu erlangen, dass es ihr besser geht und damit vor allem auch mir. Vielleicht hilft es also, sich in Situationen, in denen wir es nicht schaffen, uns abzugrenzen, ganz ehrlich zu hinterfragen: Machen wir das jetzt für uns oder für den anderen?

Abschließend kann man sich vielleicht folgende Fragen stellen, wenn man das Gefühl hat, dass die eigenen Grenzen übergangen werden:

  1. Wie fühlt sich das für mein Wertgefühl an?
  2. Habe ich Angst vor Zurückweisung / Verletzung?
  3. Welche anderen Gefühle (z.B.: Scham, Angst) spielen eine Rolle?

Für mich bleibt Abgrenzung auf jeden Fall weiterhin ein großes Thema, doch ich bin zuversichtlich, dass achtsame Wahrnehmung mir dabei hilft, trotz allem besser für mich zu sorgen.

  • Ich stärke täglich mein Selbstwertgefühl mit einer Affirmation und spüre achtsam, inwieweit sich etwas verändert.
  • Ich achte bewusst darauf, welche Ängste mich daran hindern, Grenzen zu setzen.
  • Abgrenzung vor meinen Ängsten beginnt bereits mit der simplen Frage: Was kann mir schlimmstenfalls passieren beziehungsweise geht davon die Welt unter?
Über Achtsamkeit im allgemeinen, was das ist und wie es dir hilft, kannst du hier weiterlesen Worum es speziell beim Thema "Abgrenzung" geht, findest du hier ...

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