Wieso Abgrenzung fürs Selbstvertrauen so wichtig ist

Alle machen es, also machen wir es auch. Doch ist unser Verstand hier immer der beste Ratgeber? Denn was alle machen, hat doch nichts mit uns zu tun. Menschen mit Selbstvertrauen spüren genau, ob etwas für sie passt oder nicht. Und wenn nicht, grenzen sie sich ab: freundlich, bestimmt und ohne jemanden zu verletzen.

Je mehr du dir vertraust, deinen Bedürfnissen und Werten, desto leichter fällt es, dich abzugrenzen und deine Ängste liebevoll anzunehmen, ohne ihnen zu folgen.

Abgrenzung vor den eigenen Zweifeln und Unsicherheiten

Ich weiß ja nicht, wie es dir geht, aber ich stolpere immer wieder über das Thema Abgrenzung. Mich verunsichern Dinge, die andere tun. Muss ich das jetzt auch machen? Eine Freundin geht regelmäßig zu einer Kosmetikerin, eine andere hat sich wegen der unvermeidlichen Spuren des Alters beraten lassen und wieder eine andere schwört auf Lymphdrainage.

Ich habe zu alledem keine Lust. Seit einem guten halben Jahr wohnen wir wieder in der Stadt und lieben es, nach den Hundespaziergängen am Wochenende in ein bestimmtes Café, gleich um die Ecke, einzukehren. Doch hoppla, viele Frauen, die dort sitzen, sehen für ihr Alter einfach zu glatt und prall aus. Amüsant zu beobachten, doch ich erwische mich dabei, dass es mich schon irgendwie beschäftigt und an meinem Selbstvertrauen nagt. Später stehe ich vor dem Spiegel, denke mir „oh je“ und hadere mich meinem Äußeren. Dabei sollte ich es besser wissen und mich vor solchen blöden Zweifeln abgrenzen können. Denn Abgrenzung beginnt immer erst einmal bei sich selbst, bei den eigenen Gedanken und Gefühlen.

Abgrenzung von Meinungen und Vorstellungen anderer

Interessant, dass bereits der Philosoph Ralph Waldo Emerson (1803 – 1882) sich mit dem Zusammenhang von Abgrenzung und Selbstvertrauen beschäftigte. Er prägte den Begriff „self-reliance“, was so viel heißt wie „sich auf sich selbst verlassen“. Also nicht etwas deswegen machen, weil Freunde oder Bekannte es machen oder es gerade Trend ist. Und ebenso wenig etwas nur deswegen tun, weil man meint, sonst nicht zu gefallen oder keine Anerkennung zu bekommen. Ein anderes Beispiel: Ich bin seit jeher bei den Kindern Ansprechperson für allen möglichen Kram.

Jetzt sage ich neuerdings immer häufiger, sie möchten sich bitte an ihren Vater wenden. Natürlich finden die Kinder das nicht gut, weil sie genau wissen, dass ich „weicher“ und inkonsequenter bin. Aber ich spüre, dass es mir damit besser geht. Ich fühle mich irgendwie stärker und unabhängiger damit, was wiederum mein Vertrauen in meine Entscheidung stärkt – mein Selbstvertrauen.

Es bedarf achtsames Erkennen und mutige Abgrenzung, um aus Gewohnheiten und Automatismen auszusteigen. Wagst du es jedoch, spürst du unweigerlich mehr Selbstvertrauen. Du nimmst plötzlich wieder deine Bedürfnisse ernst. Und keine Sorge: Abgrenzung bedeutet nicht, eine Mauer aus Beton zu errichten.

Fällt dir Abgrenzung schwer, mache dir bewusst, dass gesunde Grenzen im Gegensatz zu Mauern durchlässig sind.

Abgrenzung gegenüber den eigenen Gedanken

Bei dem Thema Achtsamkeit geht es um bewusste Wahrnehmung und achtsames Fühlen. Dazu gehört auch die Bewusstwerdung deiner Gedanken. Denn ist dein Denken erst einmal involviert, brauchst du für die Abgrenzung wesentlich mehr Kraft und Energie. Du beginnst einen inneren Dialog zu führen, in etwa so: „Soll ich nicht doch? Darf ich überhaupt? Wäre es nicht besser?“

Du debattierst mit deinen Gedanken, die durch Gedankenmuster und Konditionierungen bestimmt werden. Darunter schlummern die Grundängste: nicht zu reichen, keine Kontrolle zu haben, allein zu sein. Dieser innere Zwist mit deinen Gedanken ist enorm anstrengend und vor allem übertönt er dein Gefühl. Höre daher zuerst immer auf dein Bauchgefühl und deine Intuition. Sobald wir etwas aus der Vernunft heraus machen, wohl wissend, dass unser Bauchgefühl uns etwas anderes rät, handeln wir fremdbestimmt.

Vertraue dir selbst: Denn es geht nicht darum, dein Spiegelbild zu verändern. Es geht vielmehr darum, deinen Blick in den Spiegel zu ändern.

Unsere Vernunft greift innerhalb kürzester Zeit auf Meinungen und Vorstellungen anderer zurück. Unsere Vernunft will immer auf Nummer Sicher gehen. Sich selbst vertrauen bedeutet jedoch, sich davon abzugrenzen und auf das eigene Bauchgefühl zu vertrauen. Je achtsamer du in dich hineinspürt, je mehr Zeit du dir dafür einräumst, desto klarer erkennst du, welche Gedanken dein Selbstvertrauen beeinflussen.

Abgrenzung ist tägliche Fleißarbeit

Riesige Stolpersteine auf dem Weg zu mehr Selbstvertrauen und erfolgreicher Abgrenzung sind zum einen das Begehren, wie wir gerne sein und von den anderen gesehen werden möchten. Doch dieses Begehren beinhaltet immer die Parameter anderer! Zum anderen sind es unsere inneren Begrenzungen in Form von Glaubenssätzen, die unserem Selbstvertrauen schaden. Glaubenssätze tauchen auf, um dich vor den Grundängsten zu schützen. Zum Beispiel die Grundangst, nicht zu genügen. Also poppt sofort der Glaubenssatz auf „Ich muss es allen recht machen.“, nur damit du ihm folgst und somit nicht diese Angst spürst. Er schützt dich sozusagen vor der Grundangst. Dabei brauchst du keine Angst haben, denn du genügst du so, wie du bist.

Somit strecken wir unsere Tentakel viel zu oft nach allen Seiten aus. Nur ist es dann eben geradezu unmöglich, ein Gespür für uns selbst zu bewahren. Sobald du jedoch achtsam spürst, an welche Bedingungen dein Selbstvertrauen geknüpft ist, löst du dich bereits ein wenig davon. Du kriegst Distanz, erkennst deine Ängste (die Grundängste), kannst sie liebevoll annehmen und spürst ebenso, dass du trotz dieser Ängste sicher bist. In diesem Moment gibst du dem Vertrauen den nötigen Raum zum Wachsen. Du erlaubst dir Abgrenzung, weil die Situation an Bedrohung verliert.

„Es kommt darauf an, sich von anderen zu unterscheiden; ein Engel im Himmel fällt niemandem auf.“

George Bernard Shaw, 1856-1950

  • Bei allem, was ich tue, hinterfrage ich: Warum tue ich das? Dabei spüre ich sehr achtsam in mich hinein.
  • Ich beobachte Menschen, von denen ich meine, sie hätten ein gesundes Selbstvertrauen. Was kann ich von ihnen lernen?
  • Ich nehme mir einmal die Zeit, um zu schauen, warum es in bestimmten Situationen mit der Abgrenzung nicht klappt: Welche Ängste leiten mich dann?
Über Achtsamkeit im allgemeinen, was das ist und wie es dir hilft, kannst du hier weiterlesen Worum es speziell beim Thema "Abgrenzung" geht, findest du hier ...

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